… im letzten Jahr habe ich mal wieder einen Workshop gegeben: wichtig ist, dass der draußen stattfindet – was nicht immer machbar ist, denn Nähmaschinen brauchen Strom.
Ich vermisse die Prinzessinnengärten, denn dort waren alle Gegebenheiten vorhanden. Und es hat immer viel Spass gemacht.
Im Jahr 2019 bin ich eingeladen worden, mit den Fahrradschlauchgeschichten in Form eines Workshops in den Räumen der 360 °C in Lichtenberg teilzunehmen. Gesponsort von WohnungsbauGesellschaft, die erkannt hat, dass Hochhäuser dem Miteinander nicht immer förderlich sind – denn die Räumlichkeiten liegen in einem riesigen Hochhaus-Plattenbau Gebiet.
Ich fühlte mich schon im Vorfeld, als würde ich verreisen. Die Fahrradschläuche wiegen einiges und ich hatte viel vorzubereiten da ich nicht genau wusste, was mich erwartet und wie ich da angenommen werde.
Schließlich lagert alles schon seit drei Jahren im Keller, auch wenn es mich immer mal wieder überkommt. Ich liebe das Nähen mit Schlauch und die alten Pfaff Nähmaschinen – die auch vorher in die Wartung mussten. Die konte ich ja vor zwei Jahren noch in den Prinzessinnengärten vor Ort lagern. Diesmal muss ich sie wohl hintransportieren. Und ich habe kein Auto… .
So heißt es, vorab erst mal wieder Geld auszugeben. Im kalkulieren bin ich nicht gerade eine Größe, und es zeigt sich, dass nicht alles so einfach is und kostenlos, wie es aussieht . Zunächst einmal muss ich ein Konzept schreiben, da ich dort auch Sachen verkaufen kann. Nicht jeder möchte selbst vor Ort was machen. Also muss eine kleine, einfache Anleitung her.
Und wie das meist bei mir so ist, muss ich auch zeigen, was schlussendlich dabei Rauskommen kann – ein großer Shopper, eine Gürteltasche, ein schönes Portemonnaie – die machen schon was her.
Ich entwerfe ein kleines Portemonnaie, richte mich nach den Vorgaben Checkkartengröße und stelle fest, dass es sehr viel besser ist, auch noch LKWPlane mit ins Boot zu holen. Also Anfragen starten, Reste suchen, notfalls virtuell einkaufen. Von vielen ausrangierten Schlüsselanhängern kann man die Ringe aufbewahren – von den Lanyarts die Karabiner. Tetraeder sind für mich schnell gemacht und diese werden den Workshop bestreiten. Mit viel Glück kann ich dann auch einige der kleinen Portemonnaies verkaufen. Für die Selbermacher gibt es eine Anleitung für die Tetraeder, die man auch mit rausgetrennten Reißern aus ausrangierten Hosen oder Röcken gut nacharbeiten kann.
Der Unkostenbeitrag von 150€ ist trotzdem in Vorleistung schnell ausgegeben. Die Wartung der einen Pfaff kostet 60€, die Nadeln, die immer wieder gerne abbrechen 10€ aber für 10€ habe ich von einem Handler jede Menge Reste, Verschnitte von LKW Planen bekommen – in unterschiedlicher Stärke. – Kosten, die ich immer nicht auf dem Schirm habe, wenn bei Workshops 40-70€ aufgerufen werden. Und dieser soll für die Teilnehmer ja kostenfrei sein. Er wird von einer Wohnungsbaugesellschaft gesponsort.
Die Örtlichkeiten sind toll. Es finden viele Dinge gleichzeitig statt, die etwas mit fairem Handel, Nachhaltigkeit und Wiederverwendung zu tun haben. So wird z.B erklärt, wie sichein Smartphone zusammensetzt, dass man ältere Modelle reparieren kann; es werden Buchhüllen aus Tüten zusammengebügelt und Naturkosmetik gemixt – bei dem ganzen Verpackungsmüll sehr empfehlenswert! Jemand hat ein Gerät gebaut, das Altplasik in Filament verwandelt oder dass mit einer anderen Düse warm gegossen werden kann. Es gibt ein Fairphone zu gewinnen…. .
Ich selbst hab viel gelernt. Konnte über den Tellerrand schauen, mich austauschen und wieder feststellen, dass überall auch nur mit Wasser gekocht wird.
Nachhaltig sollte man auch mit sich selbst umgehen. Wir leben in einer Zeit, wo Menschen verschlissen werden – und so, wie wir mit Rohstoffen umgehen, so gehen wir leider auch mit Menschen um. Sehr traurig – aber gut zu wissen, dass es immer mehr Menschen gibt, die lernen, auf sich und ihr Umfeld zu achten. Achtsamkeit sollte auch Workshop werden…..